Die Fibel der georgischen Erstklässler nennt sich Die Muttersprache (დედა ენა). Das ist erstmal nichts besonderes. Etwas ungewöhnlich hingegen ist das Alter und die Aufmachung. Das Buch wurde 1876 erstmals veröffentlicht und wurde vom Pädagogen Jakob Gogebaschwili geschrieben, der großes Ansehen genießt. Zu seinen Lebzeiten wurde das Buch mehrfach veröffentlicht und war bis in die 1920er Jahre wohl das Standardlehrbuch.

Die gesamte, über hundertjährige Geschichte, des Buches habe ich nun nicht recherchiert, zu Sowjetzeiten hatte das Buch wohl geringeren Stellenwert. Interessant ist hingegen, dass das Buch wohl so beliebt war, dass es der Erziehungsminister 2019 wieder zum Standardlehrbuch erhob. Mikheil Batiashvili: The return of “Deda Ena” to schools is a historic event and I am happy to share this with my humble contribution.

Ich habe mir das Buch für meine persönliche Weiterbildung in georgischer Sprache und Schrift gekauft, oder auch einfach, weil ich die Aufmachung interessant fand.

Nach Durchblättern des gesamten Buches bin ich nun eher gespaltener Meinung. Das Alphabet wird weitgehend mit Tieren, Pflanzen und Alltagsgegenständen eingeführt. Danach kommen Lesegeschichten, die in meinem Auge bereits ziemlich reaktionär wirken; Neben Tieren und Pflanzen geht es um Familie, Haushalt und Feldarbeit. Und das letzte Drittel ist ein reines Religionsbuch. Hier finden sich nur noch orthodoxe Ikonen und Bilder von Heiligen.

Einen Vergleich zur zeitgenössischen Pädagogik in Deutschland erspare ich mir, den mag jeder selbst durchführen.

Nachtrag

Nun habe ich mir bei Google Books die Originalversion von 1876 angeschaut und ein paar Beispiel des Alphabets neben meine Ausgabe von 2022 gestellt. Die meisten Tiere blieben gleich, aber an ein paar wenigen Stellen wurde doch einiges geändert.

Hmmh …

Deda Ena, die Muttersprache

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